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Fastnachtsfeuer im Lustgarten


Das Fastnachtsfeuer – ein alter heidnischer Brauch

Ursprünglich eine Art "zauberische Flurbereinigung" und Fruchtbarkeitssegnung für das Land / Später auch Zuneigungsbezeugung

Am kommenden Sonntag, also an der so genannten Alten-, Bauern- oder Weiberfasnacht, leuchten die Fasnachtsfeuer wieder von den Höhen unserer Hügel oder Berge. Das Verbreitungsgebiet dieses Brauchs umfasst das Allgäu, Vorarlberg, die alemannische Schweiz, die Talorte des Schwarzwaldes und besonders das Markgräflerland und den Breisgau.

Das Fasnachtsfeuer ist seinem Ursprung und Wesen nach ein alter heidnischer Brauch, obwohl das erste Feuer dieser Art erst für das Jahr 1090 urkundlich belegt ist. Diese rein zufällige Erwähnung verdanken wir nur der Tatsache, dass damals durch unvorsichtiges Scheibenschlagen ein Nebengebäude eines Klosters abgebrannt ist.

Worin liegt nun die kultische Bedeutung dieser Fasnachtsfeuer? Der Abwehrzauber scheint der ursprüngliche Gedanke gewesen zu sein, denn durch den Schein des Feuers glaubte man, die schädlichen Dämonen der Finsternis von der jungen Saat vertreiben zu können. Aus diesem Grunde wurden die Feuer auch auf überragenden Höhen entfacht, damit sie weit über das Land hinweg strahlten. Der ursprüngliche Sinn ist also eine zauberische Flurbereinigung mit Hilfe des reinigenden Feuers. Aus dieser schützenden Tat wird dann sekundär noch ein segnender, das Wachstum fördernder Akt.

Aus dem Wunsch, möglichst große Bereiche der Flur durch das Feuer zu erreichen, entstand dann der Brauch des Scheibenschlagens. Der kultische Hintergrund wird hier besonders in den Scheibensprüchen greifbar, denn die ältesten uns bekannten Sprüche enthalten Fruchtbarkeitsformeln für die Flur. Doch bald entwickelte 

sich daneben auch die Absicht, den "Flurzauber" auf Menschen und Sachen auszudehnen. Da diese im Allgemeinen nicht mehr unter dem magischen Bogen der glühenden Scheibe lagen, mussten sie durch einen magischen Spruch in den Segen miteinbezogen werden. Noch heute werden oft die Standespersonen einer Gemeinde, der Bürgermeister, Pfarrer und die Lehrer, mit Ehrenscheiben bedacht, und anschließend schlagen dann die jungen Burschen meistens ihren Liebsten eine Scheibe.

Der Text dieser Sprüche ähnelt sich im ganzen alemannischen Bereich und lautet bei uns etwa wie folgt:

"Schiibi, Schiibo,

Wäm soll de Schiibe goh?

De Schiibe soll im (Anneli) goh!

Goht sie nit, so gilt sie nit."

Je weiter die Scheibe fliegt, desto größer ist die Achtung vor dem Schläger und umso stärker ist auch der Segen für die Bedachten. Oft ruft man auch noch die Namen von wirklichen oder vermuteten Brautpaaren aus, und darauf folgt das Schlagen der "Spottscheiben", das sogenannte "fastnächtliche Rügen".

In der Zeit vom 15. bis zum 18. Jahrhundert sind uns viele Verbote des Funkenschlagens bekannt. Darin wird immer wieder das ausgelassene Treiben gegeißelt und auf die große Feuergefahr hingewiesen. Doch dieser uralte Brauch war so sehr in den Traditionen des Volkes verwurzelt, dass er trotz aller Verbote von Seiten der Obrigkeit nicht auszurotten war.

Deshalb sollten auch wir dafür sorgen, dass am Funkensonntag die Höhen des Alemannenlandes auch weiterhin von den Fasnachtsfeuern überstrahlt werden und auch noch in kommenden Zeiten die glühenden Scheiben glückbringend in die Täler hinunterschwirren.